
Macron in Washington 2025
Ich sitze auf meinem Sofa, schaue aus dem Fenster. Die Ereignisse der letzten Wochen ziehen vor meinem inneren Auge vorbei. Seit der Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar 2025 hat sich die amerikanische Demokratie in einer Weise verändert, die ich mir zuvor kaum vorstellen konnte. Die Welt hat sich verändert. Und der Wandel ist noch lange nicht vorbei.
Gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit unterzeichnete Trump eine Reihe von Executive Orders, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Land hatten. Massive Deregulierung, Entlassung zahlreicher Bundesangestellter, Gefähdung kritischer Funktionen der Regierung.
Die Medienfreiheit geriet unter Beschuss. Die Federal Communications Commission (FCC) initiierte Untersuchungen gegen mehrere Medienhäuser, Sender sahen sich Angriffen auf ihre Finanzierung ausgesetzt. Angst und Selbstzensur unter Journalisten nimmt zu.
Trump entzog ehemaligen hochrangigen Beamten die Sicherheitsfreigaben und initiierte Ermittlungen gegen sie. Diese Aktionen zielten darauf ab, politische Gegner zu bestrafen und zukünftige Kritiker einzuschüchtern. Das nennt sich Diktatur.
Besonders erschütternd für mich war die Festnahme einer Frau in Idaho. Unidentifizierte Männer zerrten sie aus einer Versammlung, während die Anwesenden schweigend zusahen. Ein Mann im Hintergrund rechtfertigte das Vorgehen mit den Worten, sie müsse die Konsequenzen ihres Handelns tragen. Die Szene erinnerte mich viel zu sehr an dystopische Erzählungen wie "The Handmaid's Tale".
Inmitten dieser repressiven Atmosphäre erhoben nur wenige ihre Stimme. Viel zu wenige.
Jane Fonda, mir einst als "wütende Frau" bekannt, als ich derlei patriarchalische Kategorien noch nicht einzuordnen wusste, prangerte bei einer Auszeichnung für ihr Lebenswerk die Missstände an und rief zu Protesten auf. Doch ihre Bemühungen scheinen in der erdrückenden Stille der Mehrheit zu verhallen.
Mir verging das Lachen, als der Sohn von Elon Musk während einer Pressekonferenz seines nicht-gewählten Vaters im Oval Office zu Trump sagte: "Du bist nicht der wahre Präsident, du musst weggehen." Gekrönt noch von einem klaren „Halt deinen ‚f***ing‘ Mund.“ Ein nicht wirklich kindlicher Ausbruch, der die absurde Realität auf den Punkt bringt.
Doch die politischen Entwicklungen nahmen eine noch düsterere Wendung. Die USA stellten sich offen auf die Seite Russlands, bezeichneten den ukrainischen Präsidenten Selenskyj als Diktator und übten Druck auf die Ukraine aus, ihre Rohstoffe zu teilen. Gerüchte über Trumps langjährige Verbindungen zu Russland erhielten neue Nahrung, angeblich wurde er in den 1980ern sogar als russischer Spion engagiert – und auch wenn das wohl nur ein Gerücht ist, ist erschreckend, wie glaubhaft es erscheint. Bei den Vereinten Nationen stimmten die USA gemeinsam mit Russland, China und Nordkorea gegen die Ukraine.
In Deutschland erstarken rechte Kräfte. Die Union erreichte fast 30 Prozent, die AfD knapp 20 Prozent der Stimmen. Besonders beunruhigend istder Zulauf junger Menschen zur AfD. Was geschieht mit unserer Demokratie? Wie wird es in ein paar Jahren sein?
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Doch es gibt auch Lichtblicke, und an die müssen wir uns klammern.
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Am dritten Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine versammelten sich europäische Staats- und Regierungschefs sowie der kanadische Premierminister in Kiew, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu demonstrieren. Inmitten dieser globalen Spannungen reiste der französische Präsident Emmanuel Macron nach Washington, um mit Trump zu sprechen. Trotz erheblicher Differenzen in der Ukraine-Politik zeigte Macron Standhaftigkeit. Er widersprach offen, vor Kameras, Trumps Behauptungen über unzureichende europäische Unterstützung für die Ukraine und ließ sich nicht von Trumps nonverbalen Machtspielen beeindrucken. Obwohl Macron sicher nicht perfekt ist - dieser entschlossene Auftritt als Stimme Europas gibt mir Hoffnung.
Während ich aus dem Fenster in die Dunkelheit blicke, klammere ich mich an diesen Funken. Vielleicht sind es genau solche Momente, die den Lauf der Geschichte beeinflussen und uns daran erinnern, dass der Kampf für Demokratie und Gerechtigkeit niemals endet. Aber es immer und unter allen Umständen wert ist.